Fischhaut-Transplantation (Kerecis™ Omega3)
Hilfe aus dem Nordpolarmeer bei chronisch offenen Wunden oder als Alternative zur Hauttransplantation
Inhaltsverzeichnis
Die Behandlung mit Fischhaut aus den arktischen Gewässern Islands ist revolutionär und der Beginn einer neuen Ära in der chirurgischen Wundversorgung: Sowohl im Hinblick auf die Behandlung von chronischen Problemwunden, zum Beispiel bei Diabetikern oder Patienten mit Gefäßleiden, aber auch als innovative Alternative zur herkömmlichen Hauttransplantation, die nach Verbrennungen oder nach Resektion von Hauttumoren oft noch Mittel der Wahl ist.
Aufgrund unserer langjährigen und intensiven Erfahrung in der klinischen Anwendung von mariner Fischhaut bei unterschiedlichsten Indikationen wurde unsere Chirurgische Praxisklinik europaweit als erstes „Center of Excellence“ ausgezeichnet und ist damit als internationales Ausbildungs- und Kompetenzzentrum Hauptansprechpartner für Ärzte und medizinisches Pflegepersonal bei allen Fragen rund um die Anwendung von Fischhaut bei chronisch offenen Wunden.
Dieses Behandlungsverfahren erfordert viel chirurgische Expertise und vor allem eine grundlegend neue Beurteilung der einzelnen Heilungsphasen einer Wunde.
Um möglichst vielen Patienten durch die Anwendung von Fischhaut bei chronisch offenen Wunden helfen zu können, ist es uns eine Herzensangelegenheit, ärztliche Kollegen und Wundmanager durch regelmäßige Workshops und Fortbildungen in unserer Chirurgischen Praxisklinik am Friedensengel zu schulen.
Warum ist ein „offenes Bein“ leider immer noch ein Problem?
In Deutschland werden jährlich 40.000 Amputationen durchgeführt, die aus chronisch offenen Wunden resultieren, die trotz komplexer, interdisziplinärer Therapie nicht abheilen. Manche Wunden trotzen hartnäckig jeder Behandlung. Über Monate, sogar über Jahre. Der Körper schafft es nicht, sie zu verschließen. Solche dauerhaft „offenen Beine“ haben ihre Ursachen meist in kranken Venen und Arterien, Nikotin, Diabetes oder Tumoren.
Schmerzen, Jucken, Nässe und unangenehme Gerüche schränken die Lebensqualität der Betroffenen erheblich ein. Ganz abgesehen vom zeitlichen Aufwand, sich alle 2–3 Tage zur Wundversorgung beim Arzt oder Pflegedienst vorstellen zu müssen.
Viel zu oft bleibt nach jahrelangen, frustrierenden Behandlungsversuchen nur noch die Amputation der betroffenen Extremität, um zu verhindern, dass eine Entzündung durch eine chronisch offene Wunde auf den gesamten Körper übergeht und in einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung, einer Sepsis, endet.
Dr. med. Sandra Moritz
Fachärztin für Chirurgie
Chirurgische Praxisklinik am Friedensengel
Prinzregentenstraße 74
81675 München
- +49 (0) 89- 411 89 89 1
- info@muenchen-chirurgie.com
- Montag bis Freitag von 8 — 18 Uhr
Innovationen in der Wundheilung: Wie Fischhaut offene Wunden heilt
Wie so oft sind es die Zufälle in der Medizin, die zu bahnbrechenden Innovationen und neuen Ansätzen in der erfolgreichen Behandlung chronisch offener Wunden führen.
So hat eine kanadische Tierärztin nach den verheerenden Waldbränden 2017 in Kanada bei Bären, die sich schwere, lebensbedrohliche Verbrennungen an den Tatzen zugezogen haben, Fischhaut auf offene und schlecht heilende Wunden genäht, nachdem sie mit konventionellen Salbenverbänden keinen Fortschritt in der Wundheilung erzielen konnte und normaler Verbandsmull für die Tiere gefährlich war.
Nicht nur die Tierärztin war von der enormen Wirkung der Fischhaut als Ersatz für eine Hauttransplantation begeistert: Auch die Bären, die sich die mühsam angelegten Salbenverbände wegen starker, brennender Schmerzen immer wieder heruntergerissen hatten, haben offenbar schnell die schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung der Fischhaut zu schätzen gewusst: sie wurde von den Bären auf den offenen Wunden belassen und erstmalig nach 10 Tagen durch die Tierärztin gewechselt. Das Ergebnis war erstaunlich: die Wunden verheilten wie im Zeitraffer, und die Schwarzbären konnten bereits nach 3 Wochen wieder in die Wildnis entlassen werden.
Dieser Bericht faszinierte mich derart, dass seit dieser Zeit die Anwendung von Fischhaut aus meinem Praxisalltag in der Wundbehandlung nicht mehr wegzudenken ist.
Warum ist Fischhaut für die Heilung chronisch offener Wunden so erfolgreich?
Der Kabeljau ist als Kaltwasserfisch sehr reich an Omega-3-Fettsäuren, einem essenziellen Baustein für den Aufbau der Zellwand und damit Voraussetzung für die Heilung einer chronisch offenen Wunde.
Der frisch in Island gefangene Kabeljau wird gereinigt, von Schuppen und tierischem Eiweiß befreit, vakuumgetrocknet und steril verpackt als Medizinprodukt ausgeliefert.
In den USA und in Europa hat der Kabeljau aus den arktischen Gewässern Islands die Zulassungs- und Wirksamkeitsstudien erfolgreich durchlaufen und ist damit als Medizinprodukt offiziell zugelassen (Kerecis® Omega‑3 Wound, Isafjordur, Island, FDA Zulassung, CE Zertifikat).
Ein wesentlicher Vorteil ist dabei, dass keine übertragbaren Erkrankungen vom Fisch auf den Menschen bekannt sind. Deshalb kann die marine Fischhaut im Gegensatz zu anderen tierischen Hauttransplantaten vom Rind oder Schwein in einem sehr gewebeschonenden Verfahren behandelt und konserviert werden.
Dadurch bleibt der hohe Gehalt an den wichtigen Omega-3-Fettsäuren erhalten. Zusätzlich enthält die Fischhaut Kollagen, Fibrin und viele wichtige Bausteine, die der menschlichen Haut auch hinsichtlich der Gewebestruktur sehr ähnlich sind.
Die Fischhaut dient im Wesentlichen als Gerüst, um das Einwachsen neuer, menschlicher Zellen zu unterstützen, so dass die endgültig gebildete Haut auch tatsächlich der eigenen, menschlichen Haut entspricht.
Aufgrund des hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren ist die Narbe sehr viel elastischer und belastbarer, als dies bei normaler Narbenbildung nach offener Wundbehandlung der Fall ist. Von daher ist die Gefahr eines erneuten Aufbrechens einer mühsam verheilten Wunde sehr viel seltener. Auch Verklebungen mit darunterliegendem Gewebe sind deutlich geringer ausgeprägt.
Vorteile der Fischhaut gegenüber anderen Methoden der Hauttransplantation
Die marine Matrix aus Fischhaut, die selbst behandlungsresistente Wunden abheilen lässt, gilt als neue Generation von Wundauflagen, mehr noch als neue Ära in der chirurgischen Wundversorgung. Das sind die wichtigsten Vorteile der Fischhaut:
- Fischhaut ist der menschlichen Haut sehr ähnlich: Die mikroskopische Struktur der Fischhaut ist der menschlichen Haut zum Verwechseln ähnlich. Deshalb fühlen sich menschliche Stammzellen im Gerüst der Fischhaut besonders wohl und wandeln sich schnell in körpereigene Hautzellen um.
- Kein Infektionsrisiko: Im Gegensatz zum Schwein oder Rind gibt es keine übertragbaren Krankheiten vom Fisch auf den Menschen. Deshalb ist keine aufwendige Sterilisation notwendig, die die Qualität des Fischhaut-Transplantats unnötig verringern würden.
- Schnellere Wundheilung: Studien zeigen, dass die Wundheilung mit Fischhaut dreimal schneller verläuft als bei herkömmlicher, offener Wundbehandlung.
- Einfache Anwendung bei schwierigen Wunden: Fischhaut kann insbesondere bei Problemwunden angewendet werden, bei denen Knochen oder Sehnen freiliegen und moderne Wundauflagen wirkungslos sind. Dies erspart oft plastisch-chirurgische Eingriffe und komplizierte Hauttransplantationen.
- Weniger Amputationen: In Deutschland werden jährlich 40.000 Amputationen durchgeführt. 10 % aller Amputationen könnten bei rechtzeitiger Anwendung von Fischhaut vermieden werden.
- Omega-3-Fettsäuren und Kollagen: Die Haut des Kabeljaus ist reich an Omega-3-Fettsäuren, die nicht nur entzündungshemmend und keimabtötend wirken. Omega-3-Fettsäuren sind auch essentiell sind für die Zellneubildung. Zudem enthält die Fischhaut wichtige Kollagene und Enzyme, die die Wundheilung vorantreiben.
- Elastische und stabilere Narben: Die Narbenbildung nach der Behandlung mit Fischhaut ist wesentlich elastischer und stabiler, so dass das Risiko eines erneuten Aufbrechens der Wunde deutlich verringert wird. Besonders die kosmetischen Ergebnisse im Gesicht sind sehr ansprechend.
Möglichkeiten der Hauttransplantation
Es gibt mehrere Ansätze zur Hauttransplantation, um chronisch offene Wunden zu behandeln und Amputationen zu vermeiden. Jeder Ansatz hat jedoch seine Vor- und Nachteile.
Körpereigene Transplantate durch Hauttransplantation oder Spalthauttransplantation
Um chronisch offene Beine zu behandeln und langfristig Amputationen zu vermeiden, werden sehr oft körpereigene Transplantate verwendet. Der Nachteil: Es entsteht zwangsläufig eine zweite Wunde an der Stelle, an der das Transplantat entnommen wurde, der sogenannte Hebedefekt. Und es besteht natürlich immer das Risiko, dass diese zweite Wunde nicht heilt oder schlimmstenfalls die frisch transplantierte Haut nicht wie gewünscht anwächst.
Tierische und nicht-körpereigene Transplantate
Aus diesem Grund werden oft Hauttransplantate aus Schwein, Rind oder menschlicher Nabelschnur gewonnen. Der Nachteil: Alle diese Materialien müssen aus Infektionsschutzgründen aufwendig vorbehandelt und bestrahlt werden, so dass sie einen Teil ihrer natürlichen Heilwirkung verlieren. Außerdem sind sie oft anders strukturiert, so dass die menschlichen Körperzellen, die sie durchdringen sollen, Probleme haben, in diese neuartige Struktur einzuwandern.
Fischhaut
Die Fischhaut ist der menschlichen Haut verblüffend ähnlich.
In der Verpackung wirkt die Fischhaut wie weiße Pappe. Unter dem Elektronenmikroskop zeigt sich jedoch überraschenderweise eine andere Struktur: locker, großporig und damit der menschlichen Haut verblüffend ähnlich.
Weiterer Vorteil der Dorschhaut: Sie bringt ihren eigenen Infektionsschutz gleich mit. Omega-3-Fettsäuren wirken anti-entzündlich und töten Bakterien ab.
Außerdem fördern sie die Entstehung neuer Blutgefäße und beschleunigen dadurch die körpereigene Abwehr, sowie die Wundheilung.
Häufige Fragen zur Fischhaut-Transplantation
Bei welchen Patienten kann die Fischhaut eingesetzt werden?
Es gibt keine Einschränkungen hinsichtlich Alter oder Grunderkrankung. Lediglich bei Patienten mit einer Allergie gegen Fisch-Eiweiß sollte auf die Anwendung verzichtet werden.
Wie läuft die Anwendung konkret ab?
Auch die Fischhaut benötigt ein optimal vorbereitetes, sauberes und wenn möglich gut durchblutetes Wundbett. Beläge und abgestorbene Gewebereste müssen auf jeden Fall vorher entfernt werden. Dies kann bedeuten, dass die Wunde sanft mit Wasserstrahltechnologie gereinigt wird. Alternativ kann vorher oder währenddessen eine Unterdruckbehandlung (Vakuumtherapie) erforderlich werden.
Anschließend wird die Fischhaut auf die passende Wundgröße zurechtgeschnitten, in steriler Salzlake eingeweicht und ähnlich einer Wundauflage in der Wunde eingelegt. Je nach Körperregion kann es sein, dass das Fischhauttransplantat zur besseren Fixation zusätzlich mit einem Hautfaden am Wundrand eingenäht werden muss.
Ein Silikongitter und ein zusätzlicher Verband schützen die Fischhaut gegen Austrocknung.
Da die Fischhaut vollständig in die Wunde integriert wird, kann es sein, dass nach ein paar Tagen oder Wochen eine erneute Auflage von Fischhaut erforderlich wird, so lange, bis die Wunde endgültig verschlossen ist.
Bis zu welcher Größe können Wunden damit behandelt werden?
Wie teuer ist die Behandlung? Wird sie von den Krankenkassen erstattet?
Die Behandlung ist kostenintensiv und wird deshalb nur bei schlecht heilenden Problemwunden angewendet.
In Deutschland werden die Kosten in der Regel nur von den privaten Krankenkassen übernommen.
Obwohl langfristig eine erfolgreiche Behandlung mit Fischhaut finanzielle Ressourcen der Krankenkassen einsparen würde, ist diese innovative Behandlungsmethode zur Zeit noch nicht in den Behandlungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen worden.
Neben Einsparmaßnahmen für pflegerische Leistungen zur Wundversorgung, sowie Kosten für Krankenhausaufenthalte bis hin zur orthopädischen Amputationsversorgung dürfte diese neuartige Heilmethode vor allem Diabetespatienten, die ein sehr großes Risiko für die Entstehung von chronischen Wunden haben, viel Lebensfreude und Zuversicht schenken.
Dann kontaktieren Sie uns telefonisch +49 (0) 89 — 411 89 89 1 oder per Email info@muenchen-chirurgie.com oder nutzen Sie unser Kontaktformular.
Sie können jederzeit einen Termin für ein Beratungsgespräch in unserer Chirurgischen Praxisklinik in München Bogenhausen vereinbaren. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!